Wandel gegen den Klimawandel – Wie das Klima-Camp in Jünkerath uns das Aktivwerden gezeigt hat
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Maja Monheimius
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Don Bosco macht Schule, ein Angebot der Don Bosco Mission in Bonn
Ich bin Maja und mache zurzeit einen BFD im Bildungsteam Don Bosco macht Schule der Don Bosco Mission in Bonn. Ende August, vor Antritt meines BFD’s habe ich an unserem Klima Camp in Jünkerath teilgenommen. Hier berichte ich von meiner persönlichen Erfahrung als Teilnehmerin des Camps. Uns Teilnehmenden wurde im Rahmen des Camps Klimaaktivismus nahegebracht, sodass Jede:r von uns Jünkerath mit einen persönlichen Aktionsplan verlassen konnte.
Die erste Teilnehmerin trudelt ein. Das bin ich, Maja. Ich habe noch gar keine genaue Vorstellung davon, wie das hier werden soll. Das Einzige, was ich weiß ist, dass das „Klima-Camp“ ein fünftägiger Workshop sein wird, bei dem ich gemeinsam mit anderen klimainteressierten jungen Menschen etwas zum Klimawandel lerne? Oder tauschen wir uns nur aus? Ah, und da waren ja auch noch die Teilnehmenden aus Indien! Mit denen findet doch ein Austausch statt. Also ein internationaler Austausch über den Klimawandel.
Ich helfe ein wenig bei den Vorbereitungen und dann erscheint auch schon der Rest der Truppe: Junge Menschen aus ganz Deutschland, so wie es aussieht. Zum Schluss der Indische Pater und die drei Jugendlichen, die mit ihm reisen.
Nach der ersten Übersicht über das Programm habe ich immer noch keine Idee, worauf das Camp hinauslaufen wird. Okay, unter Wutphase und Utopie kann ich mir schon etwas vorstellen, aber was sind denn bitte „Changemakersessions“? Die Anderen haben auch keine Idee.
An Tag 2 geht es dann los mit der Wutphase. Ich merke: wir alle sind frustriert. Viele sind sauer auf Politik und Gesellschaft. Wir fragen uns: Warum macht denn keiner was? Warum ignorieren alle das Problem? Naja, nicht alle. Menschen wie wir wollen schließlich, dass sich was ändert.
Die Inder öffnen uns deutschen Teilnehmenden die Augen dafür, wie die Situation im globalen Süden aussieht. Sie berichten von Müll, Krankheiten und Hitzewellen. In ihren Ecoclubs versuchen sie, der Welt etwas von dem, was wir Menschen ihr genommen haben, zurückzugeben. Sie bepflanzen Flächen mit Setzlingen und so entstehen kleine Wälder. Trotzdem ist ihnen das nicht genug und das wird es auch nie sein. Nicht solange die Politik in Indien sich weiterhin entschließt, den Klimawandel zu leugnen. Angela, eine der Teilnehmerinnen erklärt uns, dass ein Großteil der indischen Bevölkerung gar nicht weiß, was der Klimawandel eigentlich ist, geschweige denn wie drastisch seine Auswirkungen sind. Und dabei erleben die Menschen in Indien ihn doch viel eher, als wir hier in Deutschland. Es ist zum Verrücktwerden.
Für mich fast noch frustrierender, als die Wutphase. Wir reden darüber, wie eine perfekte Welt aussehen würde, dabei ist das doch vollkommen unrealistisch. Überall grüne Energie, ethisches Konsumverhalten, kaum noch Umweltverschmutzung. Ein Leben im Einklang mit Natur und Tierreich – Wer hat sich das denn ausgedacht? Ups, das waren ja wir.
Der krasse Kontrast zur gestrigen Realitäts- und Wutphase ist uns glaube ich allen klar und trotzdem genießen wir es, doch noch ein wenig in unserer Phantasie zu schwelgen. „What if…?“ – „Was wäre, wenn…?“ – Dieser Satz begleitet uns durch den Tag.
Mit den anderen Teilnehmenden bin ich im Austausch darüber, was wir gerne ändern würden, aber keiner weiß, wie. Wo soll man da anfangen? Bei so einem Berg an Problemen! Wir alle sind uns mal wieder einig: Das ist nichts, was wir schaffen könnten. Schließlich stehen wir nicht an der Spitze unserer Länder, wir treffen keine Entscheidungen. Wir sind doch nur eine Gruppe junger Menschen, die im Wald ein utopisches Miniaturdorf gebaut haben und fröhlich in die Kamera grinsen.
Endlich geht es an die mysteriösen „Changemakersessions“. Umgewöhnung, Veränderung, Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen für Wandel – das bringt uns eine der Bildungsreferentinnen des Camps in der ersten Session bei.
Das tut sie auf ganz banale Weise. „Verschränkt mal eure Arme vor der Brust. Merkt euch den Arm, der oben liegt“. Bei mir ist es der rechte. Egal, wie oft wir unsere Arme aufs Neue verschränken sollen: Mein rechter Arm bleibt oben. „Jetzt wechseln wir den Arm, der oben liegt“ Was eigentlich nicht schwer sein sollte, wird doch zur Herausforderung. Der Armwechsel muss mehrmals ganz bewusst geschehen, bevor der Linke intuitiv oben landet. „Das hat sich erstmal ganz seltsam und ungewohnt angefühlt, aber je öfter ich es probiert habe, desto einfacher ist es mir gefallen“, stellt jemand fest.
Session 2: Jeden von uns stört etwas daran, wie wir mit unserer Welt umgehen. Für meine Gruppe ist das die Lebensmittelverschwendung. Von Privatverbrauchern, in erster Linie aber von Supermärkten. Unsere Aufgabe: Einen Aktionsplan schmieden, um der Sache entgegenzuwirken. Na wenn wir uns da nicht übernehmen.
Erstmal sammeln wir alle Aspekte, die uns wichtig sind und was genau stört. Wir werden immer kleinschrittiger. Was sind Ursachen für das Problem, was sind Hindernisse auf unserem Weg zur Lösung? Unser Ergebnis: Lebensmittel werden von Privatpersonen oft verfrüht entsorgt, da viele das „mindestens haltbar bis“ und „sicher tödlich ab“ nicht voneinander unterscheiden können. Also eine Sache, über die man aufklären muss.
Am einfachsten wäre das natürlich mit Unterstützung der Supermärkte. „Die müssen auch profitieren“ Eine Art Werbeaktion für nachhaltige Supermärkte zieht bestimmt viele umweltbewusste Kund:innen an. So werden auch mehr Menschen von der Aufklärungsaktion erreicht. Vermutlich sind die Entsorgungskosten für Supermärkte außerdem höher, als der Gewinn, den sie durch Rabattaktionen auf nicht mehr lange haltbare Lebensmittel erzielen könnten.
Eine von uns kennt sogar den Leiter ihres örtlichen Supermarktes. Mit dem könnte man reden.
Da ist er ja! Unser Aktionsplan. Gar nicht so unrealistisch. Und wenn wir nur einen Supermarkt erreichen, kommt da schon viel bei rum. Vielleicht wird der dann auch ein Vorbild für andere.
Strukturellen Wandel zu erreichen ist keine Sache der Unmöglichkeit. Das weiß ich jetzt, und das wissen auch die anderen Teilnehmenden. Wir sind nicht immer von der Politik abhängig.
Die letzte Teilnehmerin verlässt das Klimacamp. Das bin ich, Maja. Ich habe einen Plan zum Aktivwerden, ebenso der Haufen Freunde, den ich hier gemacht habe. Wir alle haben uns vorgenommen, Wandel zu bewirken. Wandel gegen den Klimawandel.