Als Rajendra Singh 1985 nach Rajasthan im Nordwesten Indiens kam, litt die Region unter Wassermangel und Dürre. Flüsse waren versiegt, der Anbau von Lebensmitteln war fast unmöglich. Trinkwasser gab es nur in einigen Kilometer Entfernung.
Im ländlichen Indien ist vor allem die arme Bevölkerung empfindlich von Extremwetter und Klimawandel betroffen. Hinzu kommt, dass in Indien der Zugang zu Wasser zunehmend privatisiert wird. Die Regierung vergibt Wasserrechte an Unternehmen, die Wasser ohne Einschränkungen nutzen dürfen, so dass es in den betroffenen Regionen kaum noch Grundwasser gibt. Die Folge ist, dass die Menschen vor Ort keinen Zugang mehr zu Trinkwasser haben und die Böden vertrocknen.
Rajendra Singh suchte zusammen mit den Bewohner*innen eine Lösung und stieß dabei auf die überlieferte Methode des Johadbaus. Johads sind halbmondförmige Teiche, die mit Hilfe von aufgeforsteten Flächen stabilisiert werden.
Mit Hilfe seiner Organisation Tarun Bharat Sangh begannen Singh und die Bewohner*innen zunächst einen Johad zu bauen. Sie stellten fest, dass sich der Teich während der Regenzeit füllte und das Wasser das ganze Jahr hindurch speichern konnte. Das Gebiet um den Johad wurde grün und die Bauern begannen, Gemüse anzubauen. Von diesem Erfolg bestärkt bauten sie weitere Johads. Immer mehr Teiche füllten sich während der Regenzeit mit Wasser, der Grundwasserspiegel stieg langsam an und es entstanden erste Quellen, die sich zu kleinen Bächen vereinigten und ins trockene Flussbett flossen. Nach dem Bau von 650 Johads begann der Fluss Alvari, der seit 40 Jahren völlig ausgetrocknet war, wieder zu fließen – und zwar das ganze Jahr hindurch. Heute führen weitere große Flüsse und zahlreiche Bäche wieder Wasser.
Mittlerweile konnten auf diese Weise mehr als 1000 Dörfern und 11 Flüssen das Wasser zurückgegeben werden. Doch Rajendra Singh und sein Team unterstützen nicht nur den Bau der Johads, sie setzen sich auch gegen die Privatisierung von Wasser und für eine lokale und gemeinschaftliche Wassernutzung – wie bei den Johads – ein.